Elettra de Salvo
ITALIANS ITALIANI ITALIENER
Eine Performance zu Gertrude Steins Italians (In deutscher und englischer Sprache)
Ein Projekt von Elettra de Salvo in Zusammenarbeit mit Marcel Daemgen (Elektronische Musik)
...Manche sind kleiner als andere, manche sind dunkler als andere, manche sind schroffer als andere, manche sind süßer als andere, manche sind sonderbarer als andere, manche sind älter als andere, manche haben mehr Haar an sich als andere, manche sind sanfter als andere, manche haben längere Nägel als andere, manche blicken länger auf manche als andere, manche tragen mehr Dinge an sich als andere, manche tragen mehr Farben als andere, manche sind stärker als andere, manche sind geräuschvoller als andere, manche sind respektvoller als andere, manche sind kühner als andere, manche sind stiller als andere, manche sind nicht lieblicher als andere....
Die amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein hatte eine außerordentliche Vorliebe für scheinbare Banalitäten und Trivialitäten des Alltagslebens und für die ironische Demontage grammatikalisch und idiomatisch geprägter Sinnstrukturen. In all ihren Werken eröffnet Stein den Worten, jenseits von kodierten Bedeutungen, ein eigenes Dasein. In Italians (1910) versucht Stein die Italiener literarisch zu porträtieren. Dabei spielt sie mit Allgemeinplätzen und führt sie ad absurdum, indem sie die Klischees zu witzigem Wort- und Tonmaterial auseinandernimmt, fragmentiert und verfremdet. Es entsteht ein Sprach- und Klangteppich der wie a landscape (Gertrude Stein) zu betrachten ist. In dieser akustisch-rhythmischen Landschaft sind die Musikkompositionen von Marcel Daemgen nicht nur ein gleichwertiger Bestandteil dieser Performance, sondern sie prägen sie strukturell. 
Dazu einige Pressemeldungen: 
"Räumlich sind die Klänge dimensioniert. Und - auch wenn ein Zwitschern dazwischen ist - ist illustrativ. Auf originär szenische Zutaten hat das Duo völlig verzichtet. Als Manko erweist sich das nicht. Im Gegenteil. Ganz nüchtern liest Elettra de Salvo diese Nonsens. Der nahe liegenden Versuchung einer pointisierenden überzeichnung erliegt sie nicht. Ihre Ernsthaftigkeit erfährt keine Ironisierung. Die aus Reduktion und Zurücknahme heraus erzielte Wirkung ist groß. Der Humor erwächst einzig aus der Textgestalt. Die Sprache ist rhythmisch bei Gertrude Stein, nicht zuletzt auf Grund des repetitiven Charakters. Von Zeit zu Zeit meldet sich Elettra de Salvos stimmlicher Alter Ego aus dem per Zufallsfunktion gesteuerten CD-Player mit fragmetarisierten Text-Bröckchen. Wie ein Nachhall, der aus einer völlig anderen Sphäre hinüberschallt, wirkt die in der Breite der Frequenzen beschnittene Stimme." (Frankfurter Rundschau)
"De Salvo behandelt den Text als Partitur, indem sie seiner seriellen Struktur musikalische Form gibt. Das Theatrale bleibt dagegen mehr als bescheiden. Elettra de Salvo liest passenderweise vom Notenblatt, unter elektronischem Fiepen und Knarzen, das das Organische mit dem Maschinellen Hochzeit feiern lässt." (Frankfurter Neue Presse)
 
Am Ende dieses sprachlich-musikalischen Experiments bleibt die Unkenntlichkeit eines Nationalcharakters, eine endgültige Nicht-Charakterisierung eines Volkes. Wer und wie und was sind nun die Italiener?